Filmfrühstück - Ein Toast auf den Film

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Sentimental Value

27.11.2025 53 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode tauchen Kenan und Léo tief in Joachim Triers neuestes Meisterwerk Sentimental Value ein – ein emotionales Drama, das bei den Cannes Filmfestspielen mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde. Die beiden Podcaster analysieren Triers einzigartigen Stil, seine Oslo-Trilogie und die Herausforderungen eines „Meta-Films“, der von persönlichen Erfahrungen inspiriert ist.

Erfahrt mehr über die komplexen Beziehungen zwischen Vater und Töchtern, die brillanten Darsteller wie Renate Reinsve und die atmosphärische Inszenierung, die den Film so besonders macht. Warum ist „Sentimental Value“ mehr als nur ein Film? Und wie geht man mit emotionalen Herausforderungen im eigenen Leben um? Das erfahrt Ihr in dieser Episode des Filmfrühstücks.

Transkript

Girl, you know it's true. It's sentimental value. Hallo. Hallo. Ich möchte gern Filmfrühstücken.
Kenan
00:00:32
Hallo, hallo, hallo und willkommen zu einer weiteren Folge des Filmfrühstücks hier mit mir, Kenan Hasic. Heute habe ich einen liebenswerten Kollegen mit am Start, mit dem ich häufig aufnehme, aber gar nicht mal so häufig hier beim Filmfrühstück. Witzigerweise, das ist blanke Ironie, möge man meinen, aber ich freue mich immer wieder, ihn an meiner Seite begrüßen zu dürfen und zwar meinen lieben Freund Leo.
Léo
00:00:58
Ja, hallo Kenan. Ja, es ist schon lang her, dass ich wieder hier war, obwohl ich eigentlich zum Leitungsteam dieses Wertenprojekts gehöre, aber manchmal lässt die Zeit nicht zu. Mein Name ist Leo Jörgson. Ich bin der Norwegen- und Skandinavien-Korrespondent dieses Wertenprojektsprojekts,
Kenan
00:01:14
Würde ich sagen. Wie wäre mein Nachname, wenn du es auf Norwegisch ausdrücken müsstest?
Léo
00:01:19
Kenan Dragansson.
Kenan
00:01:21
Ich hatte eigentlich eher Hurensson im Kopf gehabt.
Léo
00:01:25
Nee, das ist dieser alte Ina-Müller-Gag mit Jürgen Hurensson. Nee, eigentlich würdest du ja natürlich Kenan Mattsson heißen, wegen deinem werten Vater, der mal wieder in vielen Filmen mitspielt.
Kenan
00:01:38
Das stimmt, das stimmt. Ja, ihr könnt euch schon vom Titel der Folge natürlich schon denken, aber auch eben durch diese kleinen Anspielungen. Und heute machen wir das erste Mal seit drei Jahren mal wieder einen Ausflug zusammen nach Norwegen.
Léo
00:01:52
Nein, wir reden nicht über die Zlatan Ibrahimovic-Stu.
Kenan
00:01:54
Okay, ich wusste nicht, dass er die Norwegen gedreht hat.
Léo
00:01:57
Ey, sicherlich ist irgendwas auch in Norwegen gedreht worden. Ich schaue aber gerade eine norwegische Serie. Über die reden wir auch nicht. Wir reden nicht über Weihnachten zu Hause oder wie sie heißt, die auf Netflix läuft. Das ist gerade die Weihnachtsvorbereitungsserie im Hause Solida. Ja, also man muss ja mal was Neues probieren. Aber wir gehen natürlich, wenn wir bei...
Kenan
00:02:16
Genau, genau. Zu Joachim Trier, ein Favorite of ours und einen, über den wir gerade im Jahr 2022 sehr viel drüber abgehandelt haben. Hier zum einen beim Filmfrühstück haben wir über Worst Person in the World geredet. Wir haben über die Oslo-Trilogie von ihm gesprochen. Wir haben mit unserer ehemaligen Filmdozentin einen Talk gehabt bei unserem Podcast Bleibende Schäden. über die Oslo-Trilogie.
Léo
00:02:44
Genau, und Dann ein bisschen die Cross-Promo, würde ich mal sagen. Also wer viel über diesen Mann hören will, hört am besten mal in unsere Folge zur Osno-Trilogie rein.
Kenan
00:02:54
Und natürlich Unnatürlichheit, das Ding. Schlecht hin, wir haben ja auch im Trilog natürlich auch mal interviewt.
Léo
00:03:02
Richtig, genau. Ich glaube, das würde ich so sagen. Kenan Hasic meinte mal, ich habe Leo noch nie so nervös erlebt wie in diesem Moment. Und ich habe jetzt normalerweise ein okayes Verhältnis dazu, mit Promis zu reden. Wenn ich sie mal treffe es wird immer besser, ich sag's mal so in diesem Moment, da ging gar nichts mehr Ja,
Kenan
00:03:21
Da warst du mal im Schurz ein bisschen, in Anführungsstrichen Starstruck oder zumindest eine Person, die du wertschätzt, sitzt gerade gegenüber von dir und du hast gerade Angst, was Falsches zu sagen in dem Moment.
Léo
00:03:34
Richtig, ja klar. Man muss auch nochmal da sagen, also für den kleinen Kontext, wir haben den ja damals interviewt für bleibende Schäden und wir hatten ja einfach nur eine Presseanfrage geschrieben im Sinne von, ja, man probiert es mal. Die werden wahrscheinlich sagen, kommt, Kinder, lasst mal die Erwachsenen ran und als dann hieß es, 16 Uhr passt es euch, waren wir so, okay, das ist so, wie man einfach sich mal so bewirbt, so Vorband irgendwo im Palladium in Köln zu sein und dann heißt es, ja, habt ihr Bock, 17 Uhr Soundcheck? Und dann ist man so, okay, scheiß, wir müssen ja wirklich jetzt was machen. Total, total.
Kenan
00:04:07
Wunderschöne 15 Minuten waren das. Hat Spaß gemacht. Joachim Trier war auch ein toller Gast in dem Fall oder Interviewpartner von uns. Hat seine Sympathie auch bei uns gesteigert. Und wir hatten halt einfach nochmal eine Gelegenheit gehabt, über Worst Personal World zu reden. Einer unserer Lieblingsfilme, wenn nicht vielleicht unser Lieblingsfilm des Jahres 2022. Ja, bei mir höchstwahrscheinlich auch, wenn ich jetzt nochmal drüber reflektieren müsste. Aber müsste wahrscheinlich auch weiterhin auf der Eins gewesen sein. Ja, aber drei Jahre sind vergangen, vieles passiert, sowohl hier auch im Podcast als auch bei Bleibende Schäden, aber auch in unserem Leben und auch im Leben von Joachim Trier. Denn der Mann hat dieses Jahr einen neuen Film veröffentlicht, feierte in Cannes Premiere, gewann den Grand Prix, den zweithöchste Auszeichnung des Wettbewerbs und... Welcher Titel verbirgt sich dahinter? Und zwar Sentimental Value oder im Original Affektions Verdi. Verdi für Affektion. Die Gewerkschaft für unsere Gefühle.
Léo
00:05:06
Ja, also ich habe ihn natürlich nur in Frankreich gesehen, denn da ist der Film ein bisschen früher rausgekommen. Deswegen können wir auch schon darüber reden, wenn man sich fragt, wie der kommt jetzt am Donnerstag.
Kenan
00:05:15
Nein, nein, nicht ganz. Wir sind ja ein bisschen eine Woche früher. Wir bringen ihn ja noch im November raus, diese Folge. Ach stimmt. Eine Woche später, dann könnt ihr es schon mal hören. Also vorab, wir werden auch heute nicht spoilern. Wir werden grob den Film skizzieren, einen kleinen Anteaser machen, warum sich der Film lohnen könnte oder auch nicht. Das werdet ihr natürlich noch im Laufe der Folge herausfinden. Aber ja, wir haben ihn sehen können. Du in Frankreich, weil er dort natürlich schon viel früher in den Kinos rauskam in Deutschland. Wie gesagt, ab dem 4. Dezember haben sie sich ein bisschen Zeit gelassen hier, hierzulande. Plus natürlich der Grund, warum ich ihn sehen konnte. Es war diesmal keine Pressvorführung, sondern es gab den Europäischen Filmtag, der am gestrigen Sonntag, den 23. November, lief. Und dann wurde gerade Sentimental Value in vielen Kinos auch gezeigt.
Léo
00:06:04
Ja, genau, den habe ich natürlich verpasst. Ich hatte eben das Glück, ihn da vorzuschauen. Das Spannende ist, der ist in Frankreich und Belgien als allererstes gestartet, noch bevor er in Norwegen gestartet ist. Das liegt aber daran, nur zur Erklärung, wenn man sich fragt, warum ist das jetzt so? Dieser Film ist eben, wie du schon meintest, in Cannes angelaufen und Filme, die in Cannes anlaufen, irgendwie werden dann doch irgendwie bevorzugt behandelt. Meistens ist es ja in Cannes so, dass der Eröffnungsfilm in derselben Woche anläuft in Cannes und alles andere, was in Cannes lief, wird sehr schnell zeitnah released. Dazu gehört dann eben auch Sentimental Value. Ich habe den Ende August gesehen. Da ist mein Hirn vielleicht etwas nicht mehr so ganz frisch im Film, aber trotzdem in der Thematik. Du hast natürlich jetzt frischer für alle Detailfragen drin, aber ich denke, wir werden da trotzdem
Kenan
00:06:51
Eine schöne Abfrage überhalten können. Genau, ich werde entzerrte Erinnerungen aus deinem Gehirn rauspulen und dann formen wir ein kleines schönes Bild zusammen und dann können wir mal schauen, wo wir diesen Film am Ende in Jochen Triers Oeuvre an Filmen verorten können am Ende. Aber kommen wir erst...
Léo
00:07:09
Ja, wir machen sozusagen eine Familienaufstellung sozusagen.
Kenan
00:07:13
Genau, kommen wir mal zu den Basic Facts. Joachim Trier, für die Leute, die jetzt den noch gar nicht kennen und mit gar nichts mit dem anfangen können, Regisseur norwegischer, bekannt geworden durch eben die angesprochene Ostro-Trilogie, die daraus besteht aus Reprise, den er 2006 damals rausgebracht hat. Einer seiner ersten Filme, damals auch bei der Ostro-Ton-Regard-Preis gewonnen. Weitergefolgt dann eben von Oslo, 31. August, der ganze fünf Jahre später rauskam und dann kam der letzte Teil mit Jochen Trier's Worst Personal World im Jahr 2021, 2022.
Léo
00:07:48
Auf Deutsch Der schlimmste Mensch der Welt eben und das wäre der Film, der ihn ja so komplett in die Bekanntheit katapultiert hat, würde ich mal sagen.
Kenan
00:07:55
Absolut, hat ja auch, wie gesagt, Beste Internationale Film Nominierung gehabt, Oscar für Bestes Original Drehbuch als Nominierung noch bekommen bei den Oscars. Andere Filme noch wie Thelma gab es auch zum Beispiel, den ich auch sehr, sehr, sehr mag. Ein sehr unterschätzter Film meiner Meinung nach. Und dann hat er auch ein Outlook in Amerika auch mal gehabt im Jahr 2015 mit Lauder than Bombs, mit unter anderem Gabriel Byrne, Jesse Eisenberg, Isabelle Le Père. Einer der Filme, wo man so sagt, das ist wahrscheinlich sein schlechtesten rezipierter Film. Immer noch okay insgesamt, aber man merkt dann doch irgendwie schon die Einflüsse von amerikanischen Studiosystemen bzw. Filmbranche.
Léo
00:08:33
Ähnlich zum Beispiel wie bei Christopher Borgley, den wir ja hatten bei Dream Szenario und der hatte ja davor Sick of Myself, heißt der Film, genau. Und der war ja super, den mochten wir ja beide sehr, sehr gerne, Sick of Myself. Und der dann danach eben Dream Szenario mit Nicolas Cage gemacht hat und der eben gar nicht diesen skandinavischen Vibe so rübertransportieren konnte. Trotzdem ein solider Film, weil es war jetzt keine Vollkatastrophe, aber es fehlte das gewisse Etwas, wo man sagt, da hat einfach vielleicht diese Transferleistung nicht funktioniert und ähnlich kann man sich's vorstellen, ist es mit Joachim Trier mit Laudervin Baums gewesen. Also ein okayer Film, der ist jetzt nicht schlimm oder keine Vollkatastrophe, aber einfach was, wo man merkt, vielleicht ist nicht alles eins zu eins übertragbar von der Handschrift eines Regisseurs.
Kenan
00:09:27
Ja, eines meiner Lieblingsbeispiele, also von den zeitkonomistischen Beispielen, ist von Almodovar, sein letzter Film, Room Next Door, der war zum Beispiel, also Matthias Quinton und Julianne Moore, der in Venedig auch den Goldenen Löwen gewann 2024, hat für mich gar nicht funktioniert, weil man merkt so, okay, der gerade dieser sehr humorvolle Ansatz, den er in seinem Film hatte und die Charaktere, wie er sie auch schreibt, funktionieren einfach in der englischen Sprache gar nicht so, wie es halt in der spanischen Sprache. Und von der Intonation, der Art und Weise betrieben wird. Also das ist halt nochmal ein ganz anderer Unterschied, finde ich, wird dann nochmal klar. Und ich glaube, das kommt einfach bei vielen Filmen, die einfach einer bestimmten Sprache immer unterliegen und dann ins Englische switchen, kommt das halt auch einfach dann klar anders rüber. Da geht halt was in der Übersetzung verloren.
Léo
00:10:18
Ja, auf jeden Fall. Und da muss man wirklich sagen, ich weiß gar nicht, ob es die Übersetzung da ist, einfach nur die Produktionsart, die da reinspielt, aber auf jeden Fall ein Regisseur, wo man, glaube ich, unisono sagt, seine norwegischen Filme sind jetzt wirklich bei weitem stärker. Wenn man jetzt wissen will, was macht diesen Joachim Trier so besonders, hier nochmal die dreiste Cross-Promo, halt bei unseren Fokus-Folgen rein zur Oslo-Trilogie. Ich glaube, da gehen wir in einen größeren Deep Dive, um einen kurzen Abriss zu machen. Was in der Oslo-Trilogie immer präsent war, aber auch in seinen anderen norwegischen Filmen, ist vor allem eben die Stadt Oslo, aber auch so ein kulturelles Milieu, was sehr intellektuell ist, was sich irgendwie weiß, sich auszudrücken. Wo aber immer Themen, wie ich würde sagen, weniger Klasse, aber eher Gender und aber auch irgendwie Coming-of-Age, Alter, Beziehung, zwischenmenschliche Beziehung, Sexualität wichtige Aspekte spielen und so ein Durchbrechen von Konventionen oder von Normen sozusagen. Und das sind, glaube ich, die zentralen Themen, die man hier mal nur wissen sollte, damit man weiß, worum geht es und auch immer ein sehr großer Fokus in meinen Augen auf Gesundheit,
Kenan
00:11:36
Sowohl im Psychischen wie auch im Physischen. Das ist sehr schön umschrieben und fasst eigentlich auch bisher die Werke zusammen, die gerade Jochen Trier in Norwegen gemacht hat. Und Sentimental Value beschäftigt sich auch schon in der Art und Weise auch eh nicht wieder mit Sentimental Value, genau mit diesen Themen, nur verpackt er sie ein bisschen anders diesmal. Aber kommen wir mal zu den Basic Facts noch. Wer spielt denn da alles denn mit? Wir haben da in den Hauptrollen vier, also ich sag mal so ein Dreiergespann. Es geht um einen Vater mit seinen zwei Töchtern, empfremdetes Familiengeflecht und gespielt wird der Vater von dem, ja, noch wahrscheinlich bekanntesten oder längsten anhaltenden Namen, Stellan Skarsgård. Natürlich auch mittlerweile schon Legendenstatus innerhalb Hollywoods, Good Will Hunting, die Dune-Verfilmungen, Avengers, war Mama Mia dir bei etc. Also, du hast den schon überall gesehen. Natürlich auch als Oberhaupt der wahrscheinlich einer der größten Filmfamilien, die du derzeit hast. Der Mann hat, keine Ahnung, irgendwo zwischen neun und elf Kindern. Er weiß das, glaube ich, selber nicht mehr, wie viel er hat. Hat er, glaube ich, auch mal, falls er nicht in dem Interview gesagt hat, dass er die Antwort selbst darauf nicht mehr wusste. Passiert ja auch, wenn man...
Léo
00:12:50
Ja, und alle spielen, glaube ich, Schauspiel bis auf zwei, nämlich einer ist Arzt und die andere ist irgendwie Casting Director und so. Alle anderen sind halt, ja, wurden wie so ein klassisches mittelständisches Familienunternehmen aus OWL einfach reingezwängt. Nur ist man halt hier nicht Tischler, sondern halt Schauspieler.
Kenan
00:13:06
Ja, aber besser kann man sich zusammenfassen. Der Mann ist ja auch schon mittlerweile seine, ja, 74 jetzt geworden in diesem Jahr.
Léo
00:13:14
Das finde ich einfach verrückt. Der hält sich immer noch gut. Also, der hält sich wie… Absolut,
Kenan
00:13:19
Absolut. Und ich finde, du erkennst ja auch noch irgendwie diesen Look. Also er sieht ja auch nicht ganz so viel anders aus, als noch damals bei Good Will Hunting in der 90er, nur was halt grauer geworden ist.
Léo
00:13:29
Ansonsten, wo er auch noch mitgespielt hat, das würde ich jetzt ganz kurz nur erwähnen, weil wir an einem Tag aufnehmen, er hat natürlich auch in Melancholia mitgespielt, wo ein Mann mitgespielt hat, der heute, denn er wisst ja auch das Aufnahmedatum, nämlich verstorben ist, nämlich Udo Kier, den wir beide sehr, sehr bewundern für die Art und Weise, wie er ja einfach ein Schauspiel geprägt hat. Deswegen, das ist kleine Anekdötchen, was ich hier noch reinzwänge, aber eben in Melancholia hat er auch eine etwas größere Rolle, aber er ist nicht die Hauptfigur,
Kenan
00:13:58
Denn da ist sein Sohn.
Léo
00:14:00
Nämlich viel, viel mehr drinne. Liebe Grüße an einen,
Kenan
00:14:03
Ich glaube, es ist Alexander.
Léo
00:14:05
Es ist Alexanders Gas, glaube ich, in Melancholia. Ich bringe sie alle durcheinander, aber es ist ja nicht schlimm,
Kenan
00:14:10
Es gibt ja neue davon. Ja, danke nochmal für die kleine Anekdote, für das Tribut an Udo Kier. One of the last cool German actors ist jetzt von uns gegangen. Der Mann hat alles erreicht und hat zu Recht einen Kultstatus auch erlangt. Sehr schade, dass ich letztes Jahr in Köln seine Ausstellung nicht gesehen habe. Die hätte ich irgendwie noch gern gesehen mit diesen ganzen Fanbriefen, die er da erhalten hat und Requisitenstücke, die aus seinem eigenen Besitz sind. Aber gut, einen Udo Kier-Podcast fähre ich irgendwann mal. Ja.
Léo
00:14:40
Genau, nein, jetzt kommen wir erstmal
Kenan
00:14:42
Zum Stella Skarska Podcast. Seine Töchter, gespielt von unter anderem, jetzt mal von der etwas bekannteren Person, eine Schauspielerin, die seit Worst Person in the World eben im Aufwind ist und zu einer der vielversprechendsten Darstellerin jetzt unserer Zeit zählt, Renate Reins will und wie schon gesagt, Worst Person in the World, ihr großer Durchbruch, kann man schon das sagen, dann ganz viele Filme, die an dir noch mal dazu gekommen sind. Und Different Man haben wir sie jetzt zum Beispiel im letzten Jahr gesehen. Armand, der Anfang des Jahres lief, da hatte sie auch nochmal eine Hauptrolle. Das war von dem Sohn der Bergmanns, von Halfdan Ullmann-Tondel. Und dann noch Handling, die Andette. Und es werden noch zahlreich andere Filme noch folgen, die dazukommen. Aber das sind so die, die jetzt innerhalb der letzten zwei Jahre nochmal alle nochmal dazukamen. Also ihre internationale Bekanntheit steigert sich. Und ja, wahrscheinlich eines der Gesichter, dass man in Zukunft im europäischen als auch im amerikanischen Kino im Auge behalten sollte. Dann ein unbekannteres Gesicht, das aber jetzt durch den Film seine Aufmerksamkeit kriegen wird und zwar Inga Ipsdotta-Lilias. In Norwegen hat im skandinavischen Kino irgendwo unterwegs gewesen, aber in keinen der bekannteren Werke, die man kennt, sondern eher unterm Radar gewesen, Netflix-Produktion auch gemacht. Ich könnte euch jetzt Täter nennen, ich glaube, viele könnten damit nichts anfangen. Und dann haben wir den.
Léo
00:16:07
Der Krischi aus dem Film hat Beautiful Life mit ihr gesehen. Das ist das Einzige, was ich jetzt gerade so auf die Schnelle finde. Aber ansonsten ja, also eher ein in Anführungszeichen internationales Gesicht.
Kenan
00:16:18
Genau, ein frisches Gesicht für mich auf jeden Fall. Und dann haben wir noch das bekannteste englischsprachige Gesicht in diesem Film, weil der Film ist jetzt nicht nur norwegisch, er hat auch seinen englischen Akzente noch mit dabei und zwar mit Elle Fanning. Herr Fanning, überraschend, dass sie in diesem Film aufgetaucht ist. Tolles, interessantes Casting meiner Meinung nach. Zuletzt Complete Unknown oder auch aktuell in Predator Badlands auch schon im Kino zu sehen. Neon Demon, Benjamin Button, die Serie The Great. Dadurch könnten einige sie auch noch kennen. Ja, sehr viel.
Léo
00:16:49
Sonst Barbell natürlich oder der, so wie der Coppola-Film Somewhere, also ja, einfach einen Namen, den man ja kennt, nicht zu verwechseln mit ihrer Schwester Dakota Fanning und wieder die nicht zu verwechseln mit Dakota Johnson.
Kenan
00:17:01
Ein Fehler, der noch häufig verläuft, aber ich versuche mich zu bessern, Leo. Und dann ganz kleine Rolle in dem Film, aber trotzdem müssen wir ihn ansprechen. Weil er halt ein Staple ist in Jochen Trier-Filmen und zwar Anders Danielson Lee, sonst halt immer sein großer Hauptcharakter, einer seiner Hauptcharaktere immer gewesen und sowohl in Reprise als auch in Oslo und auch in Worst Personal World spielt da eine sehr große Rolle. Hier diesmal in den Hintergrund getreten, hat ein paar einzelne Szenen, aber trotzdem muss man natürlich als der Joachim Trier Schauspieler schlechthin eigentlich betrachten. Genau.
Léo
00:17:41
Also er ist ja so ein bisschen das, wie wenn im Fußball irgendein Trainer irgendwo hinkommt und du weißt, in den nächsten Transferparken wird dieser eine Spieler immer nachgeholt. Das ist so das mit Anders Daniels Ndi. Also ja, der Mann ist irgendwie seit 20 Jahren an der Seite von Joachim Trier. Der wird nicht weggehen und der ist ja auch damit beschäftigt, ansonsten Arzt zu sein. Also viel beschäftigter Mann, der hat deswegen nur für eine kleine Rolle gereicht, aber trotzdem irgendwie schön, dass selbst in so einer kleinen Rolle Joachim Trier ihn dann besetzt, wo man sagt, ach komm, irgendwie for the team. Erinnert sich ein bisschen auch an Wes Anderson, wo auch manchmal irgendwelche bekannten Gesichter gefühlt jedes Mal wiederkommen, wenn es nur ist,
Kenan
00:18:19
Einfach nur um zwei Sätze zu sein.
Léo
00:18:22
Und ja, wie befreundet ist denn die Familie im Sentimental Value?
Kenan
00:18:28
Nochmal kurz vorab. Ja, der Sentimental Value hat ja auch nochmal, wie gesagt, bei Cannes Grand Prix gewonnen. Große, große Kritik, Lobpreisungen erhalten. Auf Letterboxd aktuell einen 4,2-Score, sehr hoch bewertet. Und wird auch Humor, dass er vielleicht auch bei den Oscars eine interessante Rolle spielen könnte, als eben einer der internationalen Filme, der jetzt vielleicht eine Best-Picture-Nominierung kriegen könnte. Und das nochmal Joachim Trier als Namen nochmal weiter in den Mainstream hervorbringen könnte. Aber das ist erst mal nur bis März noch Spekulation. Aber das ist so ein bisschen die aktuelle Trendwende bei diesem Film. Aber kommen wir natürlich dann eben zur Handlung. Und zwar haben wir eben den Regisseur, den Familienoberhaupt Gustav Borg, ein mittlerweile auch in die Jahre gekommener, alteingesessener europäischer Autorenfilmer, der seit 15 Jahren keinen Film mehr gemacht hat und wieder nach dem Tod seiner Frau bzw. Die Mutter der zwei Töchter, die hinterlassen wurden, Agnes und Nora, kehrt er zurück ins Familienhaus und weil es ihm natürlich auch noch legal zusteht, diesem Haus zu sein und es auch ihm gehört. Kommt er zurück und möchte einen Film in diesem Haus drehen, einen sehr persönlichen Film und möchte seine Tochter Nora, eben gespielt von Renate Reinsbe, als Hauptrolle besetzen. Sie aber, selbst Theaterschauspielerin, die irgendwo ungezügelt Probleme hat mit Lampenfieber und mit der Enge ihres Kostüms und mit ständigen, leichten Panikattacken zu kämpfen hat auf der Bühne, lehnt das Angebot ab ihres Vaters. Dass ein sehr entfremdes Verhältnis wird geschildert zu Beginn und zeigt sich natürlich auch, dass hier auf jeden Fall irgendwas tief brodet in dieser Familienkonstellation und beide Schwestern irgendwie darüber hinwegkommen müssen, was gerade der Vater jetzt mit diesem Film machen wird. Der hat den finanziert bekommen und sucht sich dann eben die Alternative und zwar in Rachel Cam, gespielt von Elle Fanning, die eben in diese Rolle schlüpfen muss, die eigentlich gar nicht in diesen Film als Rolle vielleicht reinpasst, aber versucht irgendwie diesen Film zu verstehen und wie Gustav versucht auch sie quasi zu formen im Antlitz seiner eigenen Tochter und sie irgendwie in diese Rolle reinzukriegen, weil der Film selbst handelt eben von wahrscheinlich angedeutet über seine eigene Erlebnisse, seinen eigenen Traumata. Sein eigenes Verhältnis zu seiner Mutter, die eben Suizid begangen hat und das eben im Drehbuch eine größere Rolle auch spielt. Und das deswegen auch in dem Haus passiert ist und deshalb gedreht werden sollte. Das sind, denke ich mal, so die Infos, die man vorab geben kann. Der restliche Film entwickelt sich eben diese Beziehung zwischen einem Vater und seinen zwei Töchtern, die im Hauptmittelpunkt steht. Weniger eigentlich geht es um den Film selbst, sondern der ist nochmal einfach eine eigene Metaebene.
Léo
00:21:24
Genau, also der Film ist eher nur der Anlass einer Kette von Ereignissen. Also der Film im Film ist jetzt nicht das wichtige Element, wenn man es so sehen möchte, sondern er transportiert eher Konflikte, die für den Film realen Leben sind, auf diese weitere Ebene, sind Verhandlungsort. Und das ist natürlich schon mal das erste Spannende, dass da viele... Themen einfach aufgegriffen werden, wie er sehr oft eben Meta-Sinn. Ist es jetzt der Regisseur, der gerade der Regisseur ist von dem eigentlichen Film, den wir schauen, oder ist es wirklich der Regisseur von dem Film? Also, was ist Joachim Trier und was ist sozusagen Gustav Borg? Damit spielt ja Joachim Trier auch immer gerne, weil er sich diese Milieus aussucht, dass man ein bisschen auch diese Fragen stellen kann. Ja, wie viel ist denn da selbst drin von der Biografie? Ich würde jetzt mal sagen, in diesem Film erstmal nicht, denn soweit ich weiß, Joachim Trier hat keine zwei Töchter miteinander gestörtes Verhältnis hat. Also das ist schon mal gut für ihn.
Kenan
00:22:24
Und er ist auch noch ein bisschen jünger.
Léo
00:22:26
Natürlich. Genau. Das ist aber schon mal natürlich das erste Thema. Dieser Film ist vor allem natürlich eine Geschichte ums Filmemachen, aber noch mehr ist es eine Familiengeschichte. Und auch vor allem, auch wenn die Oslo-Trilogie nicht diesen Film mit einbegriffen hat, Also wir werden nicht danach von einer Oslo-Quadrologie sprechen. Es ist wieder eine Geschichte rund um Oslo und vor allem rund um ein Haus. Denn das Haus, was hier sozusagen ist, du hast ja die vier Hauptfiguren gerade so ein bisschen genannt, du hast die fünfte ja bewusst ausgelassen. Dieses Haus ist ein unfassbarer Hauptcharakter, ähnlich wie in der Oslo-Trilogie die Stadt Oslo immer ein Hauptcharakter ist, der die Dynamik einfach erzählt, die Clashes, die es dort gibt. Ähnlich ist es in diesem Haus und dieses Haus ist ein Ort, wo sehr viel Trauma, Erinnerung, Erfahrung ausgetragen wird. Dieses Haus wird gezeigt in den, glaube ich, 40ern mal, in den 60ern, in den 80ern und in dem, was wir als eine ungefähre aktuelle Gegenwart sehen können. Sagen wir mal plus minus drei Jahre, denke ich mal. Das kann man sich so ungefähr vorstellen. Genau, in der Welt existiert Netflix, aber wir können jetzt nicht sagen, ob das jetzt 22 ist oder 23. Also man muss sich es ungefähr so in unserer aktuellen Welt vorstellen. Das Spannende ist, ich habe ein bisschen auch Interviews gehört mit Joachim Trier, wie der das erzählt. Die haben sich dieses Haus ausgesucht in Oslo, wo sie einfach rumgefahren sind und gesagt haben, okay, welche Häuser können wir denn haben? Und sie haben dann danach dieses, nach dem Haus, das sie gefunden haben, hat er gemeinsam mit seinem Co-Autoren Eskil Vogt, den man ja auch kennt aus früheren Filmen von ihm, Dann haben sie dann den Film nochmal so umgeschrieben, dass einzelne Elemente des Hauses passen sozusagen zur Beschreibung dieses Films. Und dann hat man auch noch dieses Haus anders umgebaut, im Studio, hat gesagt, wir brauchen eine Studio-Version.
Kenan
00:24:25
Wie es in den 60ern ist oder wie in den 80ern.
Léo
00:24:28
Und dass man so immersiv ist mit dieser Geschichte dieses Hauses, dass man manchmal vergisst, dass man nicht mehr in einem Studio ist, sondern einfach denkt, man ist da drin. Und er hat dir die Geschichte erzählt, wie er einfach meinte, ja, dieses Haus ist fünf Minuten von seiner Wohnung weit weg gewesen. Er war so, okay, geil, langer Drehtag, geil, jetzt kann ich einfach raus fünf Minuten nach Hause laufen. Er ging raus aus der Tür und war so, fuck, ich muss jetzt noch 35 Minuten Auto fahren, wir sind im Studio. Also du merkst, wie diese ganzen Ebenen dieses Hauses, natürlich gerade im Drehprozess, aber auch im Film miteinander verschmelzen. Und das ist wieder was, was mir sehr, sehr gut gefällt, weil es immer ein klassisches, ja auch im Trier-Merkmal ist, viele verschiedene Ebenen und Erzählstrukturen auf einen Ort zu bündeln und das führt zu einer extrem guten Strahlkraft.
Kenan
00:25:10
Großartig eingebunden dieses Haus ist eine tolle Produktionsdesign, technische Entscheidung, das so auch einzusetzen, die Narrative reinzubringen, wie du schon sagtest, einen eigenen Charakter daraus zu formen, diesem Haus eine Geschichte zu geben. Es fühlt sich an eben wie ein Ort, in dem auch super viel passiert ist. Es wird irgendwo fühlt es sich auch an wie eben eine Geistergeschichte, als ob diese Geister der Vergangenheit noch irgendwo da sind, die Personen, die eben nicht mehr am Leben sind und wie viel dann eben dieses, Konzept von Trauma eben innerhalb dieser Hallen des Hauses oder in den Fluren des Hauses noch irgendwo drüber herrscht und auch die Charaktere dementsprechend mit beeinflusst. Also das Haus selbst ist eben ein Mysterium was er einführt, in dem so viel Geschichte passiert ist, was er immer so ganz langsam sich entfalten lässt und in stillen Momenten diese auch ausnutzt und eben auch diese Leere, aber auch gleichzeitig diese Fülle eben innerhalb der Flure und der Räume präsentiert. Das liebe ich sehr an diesem Film, wie er dieses Haus einfach nutzt und halt eben als diesen inoffiziellen fünften Hauptcharakter noch mit reinnimmt, was brillant funktioniert.
Léo
00:26:21
Für mich eben auch, also das ist einfach ein guter Aspekt einfach, also auch dieser Aspekt des Hauses wird immer wieder gebrochen, innerhalb des Films auch, weil dort auch wird eben durch dieses Wir drehen in einem Haus damit gespielt, was ist Requisite, was ist echt. Aber wenn wir auch weiter rausgehen, ist es natürlich eine Geschichte dieser eigenen Charaktere. Und all diese Charaktere müssen natürlich auch erzählt werden mit ihren eigenen Schwächen. Und ich finde, das gelingt diesem Film, ich weiß nicht, ob du es auch so siehst, aber auf weiter Strecke eigentlich gleich gut, dass alle Figuren irgendwie mit ihrer Motivation, mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken dargestellt werden. Vor allem in der ersten Hälfte, würde ich sagen, dreht sich dieser Film sehr viel um Gustav, von dem Vater, wie er in Deauville, glaube ich, ist beim Filmfestival und Rachel Kemp kennenlernt und da hat das fast schon was so Rom-Com-mäßiges, wie er so, wie dieser ältere Mann diese jüngere Frau irgendwie begehrt und auch irgendwie nicht begehrt, weil es ja doch was Vater-Tochter-mäßiges ist. Das ist nie irgendwie sexuell in dem Sinne, dass man sagt, okay, die machen jetzt rum oder da gibt es eine Affäre, aber es ist irgendwie so was Intimes, dem wir da zuschauen und das finde ich sehr interessant und Elle Fanning, die ja manchmal so auch bei den bei den Kritiken zu A Complete Unown ja immer so ein bisschen als als kalt dargestellt wurde oder unfähig zu Schauspielern, was ja viele harte Kritiken dann eher so waren, finde ich, macht das hier sehr, sehr gut, weil es sehr angenehm ist, diese Beziehungen zwischen diesem älteren Mann, dieser jüngeren Frau sozusagen zu beobachten und es mir ein sehr interessantes Abbild gibt, wie dieser Mann vielleicht nie zu seinen Töchtern war, so wie wir das eben dann später erfahren, ist es ja ein komplettes Zerrbild dieser Gesellschaft, weil man auf der einen Seite hat diesen sehr, sehr netten, zuvorkommenden, ein bisschen älteren skandinavischen Mann und diese amerikanische Schauspielerin und auf der anderen Seite, wie die Töchter eigentlich ja gar keinen Film haben wollen.
Kenan
00:28:06
Genau, es ist ein wichtiger Unterschied bei Gustavs Figur zu begreifen, dass es halt zwischen einem Nichtvater und eigentlich einem Vaterregisseur gibt. Es gibt halt einen Film, der am Anfang in diesem Festival gezeigt wird, einen, den er selbst gemacht hat, eine sehr interessante und ich finde auch sehr gelungene Darstellung eines Filmefilms, wo eine Endszene gezeigt wird, in der eben auch seine Tochter Agnes, die gespielt wird von Inga, reingebracht wird als. Genau, also die weniger talentierte,
Léo
00:28:34
In Anführungszeichen.
Kenan
00:28:35
Ja, quasi Geschichtswissenschaftlerin, Akademikerin geworden ist. Archivarin, die ihm ja auch bei den Researchen hilft, bei vielen Recherchen seiner Filme geholfen hat. Und die eben als Schauspielerin damals genutzt wurde für den Film. Rachel Kemp schaut sich diese Szene an und ist in Tränen gerührt. Und so kommen sie natürlich auch durch diese Verbindung rein. Man erfährt natürlich auch im Verlauf des Films, dass eben gerade die beste Zeit, die Agnes erfahren konnte, eben gerade durch diese Filmzusammenarbeit mit dem Vater war, dass dann dort man so viel Zeit miteinander verbringen konnte. Und ich muss da zum Beispiel jetzt auch ein aktuelles Beispiel nehmen. Man Scorsese, in der Doku Mr. Scorsese wird genau auch das thematisiert. Seine ersten Kinder haben ihn zum Beispiel gar nicht wirklich wahrnehmen können, weil er immer am Set unterwegs war und eben nie er der abwesende Vater war. Jetzt bei Francesca, seiner aktuellen Tochter, Die ist viel mehr an Sets mit eingebunden, viel mehr natürlich auch interessiert an der Filmografie und an der Karriere des Vaters. Und man sieht sie halt natürlich auch dann immer zusammen und auch viel Zeit verbringen. Man merkt, man im Alter hat er auch sich entschieden, mehr in diese Vaterrolle reinzuschlippen, mehr als Regisseur zu sein. Hier weiß man es lange Zeit nicht, was seine wirklichen Intentionen sind. Das ist halt wirklich eine Form von Verbindung, die er wieder zu seiner Tochter aufbauen will. Oder ist es halt wieder nur die Kunst, die er im Vordergrund sieht und seine Töchter, diese emotionale Verbindung, die er mit seinen Töchtern aufgebaut hat, wieder etwas eher künstlerisch Geschaffenes ist?
Léo
00:30:03
Ja, das ist eben ein sehr spannendes Thema. Ich glaube, dass dieses Aspekt des älteres Vaterseins hier sehr, sehr gut rüberkommt. Ich würde jetzt dann gleich auch mal über den anderen Part reden, nämlich über den der Töchter und würde dich da fragen. mit sehr viel über Renate Reinzel geredet. Wie war denn sie für dich? Weil ich kenne viele Leute, die sagen, jetzt ist sie wirklich im Olymp der Top 10 besten Schauspieler in ihrer Generation angekommen. Nach dem Film, also muss der Oscar folgen. Wie war denn die Performance für dich? Weil, das kann man jetzt schon mal sagen, sie spielt natürlich eine prägende Rolle, aber sie spielt nicht so eine Rampensau-Rolle wie in Worst Person of the World. Also da muss man, glaube ich, muss man einfach anderes Besteck anlegen sozusagen.
Kenan
00:30:47
Bevor ich das beantworte, ist das ja auch, glaube ich, generell, wenn man den Ansatz des Films auch nochmal sieht. Wenn Leute jetzt Joachim Trin nur durch Worst Person in the World kennen und gerade dieses flashige, sehr schnelle Erzählen mit so vielen visuellen, experimentierfreudigen Mitteln daherbekommt und man. Plötzlich alles wirkt aus einem Lust gefilmt, Ist es hier halt nochmal was ganz anderes. Der Film ist ruhiger, der Film ist fokussierter auf das Drama, ist mehr bei seinen Figuren und sehr viel mehr introspektiver und man bekommt eben hier, glaube ich, den großen Unterschied zwischen einer warmen und kalten Performance, die man kriegen kann. Während halt Renate in West Personal World eben super nach vorne gehend ist, super diese extrovertierte Persönlichkeit gibt, ist es hier genau eher gegenteilig. Sie ist ruhig, sie geht mehr in sich, sie ist subtiler alles. Sehr viel passiert eben innerhalb, was natürlich auch in West Personal World auch natürlich schon auch immer passiert. Das ist jetzt keine super laute Rolle, die jetzt da geht, wo sie halt nur am Schreien ist, sondern hier ist halt einfach viel genau mit, was sie nicht sagt und nicht mehr, was sie sagt. Und gerade in der ersten Hälfte wird halt auch sehr viel mehr über die Augen erzählt. Und das ist, glaube ich, das Spannende, weil ich glaube, für viele. Die sich jetzt nicht tiefer gehen mit Schauspiel beschäftigen, ist es dann eher so, wo sie sagen, okay, interessant, dass das die Rolle sein soll, wo jetzt viele sagen, dass sie jetzt in den großen Schauspiel-Olymp aufsteigt, während eigentlich doch West-Personal-World mehr diese flashigere Rolle ist, die halt mehr vielleicht für so ein Mainstream-Publikum entsprechen kann. Aber hier ist es, glaube ich, einfach, weil super viele subtile Zitate einfach mit reingebracht werden. Super viele interessante Beobachtungen aus ihrem Gesicht, aus ihren Verhaltensweisen, die sie reinbringt, mit reingenommen werden. Und insgesamt für mich eine super, super tolle Performance. Ich kann jetzt auch direkt vorneweg sagen, ich mag alle vier in dem Film sehr gerne und die Spiele jetzt auch alle für den Einsatz, wie ihre Figuren auch geschrieben sind. Sehr toll. und gerade gegen Ende natürlich, wenn es dann immer emotionaler wird, der Build abkommt und dann der emotionale Climax folgt, liefert sie auch dann eben entsprechend, meiner Meinung nach. Wie hast du es gesehen?
Léo
00:32:57
Ja, würde ich auch zustimmen. Also ich muss sagen, ich habe noch gar nicht so viele Erwartungen gehabt, weil ich gar keinen Trailer gesehen hatte zum Film. Ich wusste nicht genau, worum es geht. Ich war nur so, ey, neuer Joachim-Trier-Film, gehe ich rein, sind wir ehrlich. Also hatte ja noch weniger irgendwie Trailer mitbekommen. Die waren jetzt im Zeitpunkt noch gar nicht in Deutschland gelaufen. Und ich muss sagen, zu Beginn war ich ein bisschen okay, in welche Richtung geht das? Es hat mich zu Beginn ein bisschen Kraft gekostet, reinzukommen. Denn dieser Film ist, wie du meinst, auch schon sehr zäh an manchen Stellen oder sehr langsam erzählt, vielleicht nicht zäh. Aber schon so, dass ich zu Beginn war, ich hatte eh einen langen Tag damals, ich war im Urlaub und ich war so, ich wusste, worauf ich mich einlasse, aber ich wusste auch nicht, worauf ich mich einlasse. Und deswegen hatte ich ein bisschen zu Beginn Schwierigkeiten, mich mit der Figur von Renate Rainsver anzufreunden. Nicht, weil ich es nicht verstehen kann, sondern einfach, weil es einfach ein eher langsames Schauspiel ist. Ich muss aber sagen, ähnlich wie du es auch meinst, mit der Länge des Films wird sie einfach...
Kenan
00:34:03
Ein bisschen, ja, ein bisschen more outgoing und es fällt einem dann leichter,
Léo
00:34:07
Mit ihr mitzufühlen. Ich würde aber sagen, wer die Oslo-Trilogie kennt, zum Beispiel von Joachim Trier, würde ich sagen, es ist am meisten eine Rolle, die ich am ehesten mit der Rolle von Anders Danielson Lee in Oslo 31. August vergleichen würde, als jetzt zum Beispiel mit Reprise oder zum Beispiel mit Jetzt Worst Person in the World, genauso und eher mit der Rolle des Anders aus Oslo 31st August oder 31st August, weil es einfach wirklich sehr viel mehr über Kameraeinstellungen geht, über Ausdruck, über leere Blicke. Blick ist hier sehr, sehr wichtig. Das muss man nochmal sagen, über Gesten und über das, was eigentlich nicht gesagt wird. Das ist, glaube ich, was man sehr hoch anrechnen muss. Ich finde auch da nochmal, wenn wir schon beim kurzen Thema Visualität sind, mache ich kurz den Ex-Exkurs. Ich finde auch die Kamera richtig, richtig gelungen wieder. Gefällt mir sehr gut, sehr ruhig, Kamera, gar nicht irgendwie aufgedreht, übergeschnappt. Ist ja von Caspar Tüxen gemacht, der unter anderem auch Helden der Wahrscheinlichkeit gemacht hat mit Lars Mikkelsen, aber auch zum Beispiel den Film Beginners mit Christopher Plummer damals und auch Worst Person in the World. Im letzten Jahr dann noch von Alia Bassi, The Apprentice und eben jetzt Sentimental Value. Also Filme, die trotzdem auf ganz andere Weise verschieden sind, aber alle, wo man sagen würde, da ist das... Die visuelle und die Art der Kamera jetzt trotzdem kein Flashy, wir schneiden 17 Mal hin und her und irgendwie viel, viel floatige Kamera, so eine eher starre Einstellung, vielleicht mit Ausnahmen von Helden der Wahrscheinlichkeit, aber sonst eher sehr geplante Shots.
Kenan
00:35:54
Ja, ganz deiner Meinung, Leo. Ich glaube, das ist auch etwas, was man direkt vorab sagen muss, erwartet kein Worst Personal World in dem Sinne, dass super viel visuell experimentiert wird. Hier ist eben jeder Einsatz, jede Einstellung eben durchdacht, super geplant und eben für den emotionalen Charakter der Geschichte und wie er für die Figuren ist, ist es schon perfekt eingesetzt. Es ist halt eben weniger experimentell. Der Schnitt ist noch wahrscheinlich das, was am experimentellsten ist, weil er auch eben gerne mal ein bisschen schneller vorangeht, gerade wenn es in Richtung Rückblick auf das Haus geht. Der Anfang zum Beispiel ist natürlich mit sehr viel stilistischen Editing-Entscheidungen zusammengebastelt. Da merkt man es. Aber ich finde, das Editing erdet halt einen, weil er auch interessante Ansätze bringt. Weil jeder dramatische Moment erlebt ein Blackout. Jedes Mal wird dann irgendwann mal ein Cut to Black gemacht. Und dann wird auf einmal kurz entlastet. Jeder emotionale.
Léo
00:36:50
Genau, und dann gibt es ja immer wieder eine Zwischenüberschrift zum Beispiel, muss man auch sagen, sehr bekanntes Mittel. Es gibt immer eine Zwischenüberschrift,
Kenan
00:36:57
Die dann eben in diesen Blackouts kommt. Ganz genau, und dann Ruhe erstmal. Durchatmen, weiter geht's. Oder generell auch eben zu dem Filmthema fühlt es sich an wie das Cut to Black, was man eben auf einer Drehbuchseite lesen würde. Das ist der Abschluss eben einer Szene. Und so fühlt sich das eben an, als ob es halt eben rausgenommen wurde aus dem Drehbuch und dann eingefügt wurde. Und das macht, denke ich mal, die Kameraarbeit besonders, es macht sie nicht expressiv, wie man es anderswo schon gesehen hat, wie eben in Worst Personal World und vielleicht auch gerade, hilft das, glaube ich, als Vorwissen nochmal zu erwarten, dass eben der Film langsamer ist, dass er aufbaut und sehr viel mehr interessiert ist. Es ist definitiv mehr ein Autorenfilm im Sinne von Autor, der halt über seine Figuren schreibt und diese ständig weiterentwickelt und ich glaube, das ist das Spannendste, woran man sich auch am Film, glaube ich, festketten kann. Die Dynamiken, die Konstellation, wie die Figuren zueinander stehen und wie sich diese Verhältnisse auch innerhalb des Films entwickeln. Das ist das, was mich, glaube ich, auch am meisten interessiert, weil jede Figur komplex ist, vielschichtig, mehrere Ebenen hat, eben auch durch natürlich diese Meta-Ebene, durch den Film selbst und durch die Beziehung durch Kunst. Und das ist das, was mich auch so lange an den Filmen kleben ließ bis zum Ende.
Léo
00:38:15
Da würde ich eben mitgehen, auch zum Thema Kamera, eigentlich zu allen Gewerken, die nicht das Schauspiel sind. Anders als in anderen Filmen und auch in anderen Filmen von Joachim Trier hast du hier nicht sozusagen jedes Gewerk, probiert sich ein bisschen zu profilieren und du hast manchmal so, okay, krass, das Soundmixing ist hier geil, ah, der Score ist hier geil, ah, die Kamera ist hier geil. Es ist schon wirklich so, da wurde zu Beginn wahrscheinlich gesagt, schaut mal, das ist meine Vision und alles ordnet sich dieser Vision ein. Das ist an manchen Stellen vielleicht einfach herrlich unaufgeregt im positivsten Sinne, im unpositivsten Sinne vielleicht manchmal ein bisschen spröde, aber trotzdem unfassbar einfach präzise und einfach effektiv. Und das ist, glaube ich, auch das, was man nicht vergessen darf, dass je nachdem, was das Ziel deines Films ist, möchtest du einfach vielleicht akzeptieren, dass da ein bisschen was sprüht ist, wenn du dafür einfach einen unfassbar effektiven und gut gestalteten Film bekommst, der sich einer Vision unterordnet. Und das funktioniert hier sehr,
Kenan
00:39:17
Sehr gut. Das ist halt durch und durch ein europäischer Film und ist auch sehr distinktiv zum amerikanischen Kino. Ich finde, das wird in so einem Film wie diesen halt auch sehr klar im positivsten Sinne auch hier gesprochen, weil auch dann eben genau diese kleinen Brüche mal ab und zu mal kommen. Mal ist dann halt die Theaterbühne zum Beispiel als Motiv statt das Haus. Mal gibt es dann halt zum Beispiel eine Szene, ich sage nur, sich ändernde Gesichter als Stilmittel. Es wird von einem One-Shot die Rede sein im Film, was nochmal in dem Film nochmal zurückkommt. Es gibt diese kleinen, aufgeregteren, auffälligeren Sachen, die aber eben dann effektiv genug eingesetzt werden, weil sie auch eine gewisse Bedeutung haben. Die sind halt kein Mittel zum Zweck, sondern sie dienen eben auch oder sie ordnen sich eben dieser Narrative unter, die Joachim Trier hier erzählen will. Eine persönliche Geschichte, eine Geschichte, an der er und Eski Vogt ja auch seit Jahren schon geschrieben haben und jetzt auch eben für sich vervollständigt haben.
Léo
00:40:15
Genau, da muss man natürlich sagen, wir haben jetzt viel von ihm gesehen, von Joachim Trier und auch von Eskil Vogt auch, der hat ja auch selbst eigene Filme gemacht, also wir haben ja damals auch aus dem Jahr, ich glaube, ist das 2022 gewesen, ich glaube, es müsste 2022 gewesen, hat er ja damals auch wie Innocence gemacht, der ja in ganz andere Richtungen geht und genauso Horror, Science Fiction, Fantasy, die Drama, hier natürlich sehr unübernatürlich, sehr natürlich und nicht übernatürlich und da natürlich jetzt die Frage für mich, Kenan, wenn du jetzt einfach sagst, okay, wir schauen jetzt mal auf die Filmografie, auf das Werk, wie es einem gefallen hat, wo wirst du denn diesen Film einranken vielleicht, nicht nur im wie gut fand ich den, sondern vielleicht in der Karriere im Weg sozusagen
Kenan
00:41:10
Von Jochen Trier. Das ist eine sehr gute Frage, weil ich auch genau darüber gestern nach dem Kinobesuch sehr lange nachgedacht habe, nicht, wie gut hat der Film mir gefallen, sondern was sagt das über die Karriere heute von Joachim Trier aus? Und ich möchte tatsächlich, ich weiß nicht, dazu sagen, ich glaube, das ist kein Hot Take, aber einfach, ich glaube, wir haben so die Stufe erreicht, an dem er eine gewisse Reife hat, wie er die Emotionen, seine Charaktere schreibt. Ich habe so ein Gefühl hier verstanden.
Léo
00:41:40
Er ist jetzt auch schon 51, muss man sagen.
Kenan
00:41:42
Viele Filme machen in den 15er, 60ern, haben nicht diese Form von Reife in ihren Filmen drinnen, die Jochen Trier hier, finde ich, erreicht. Ich finde, hier wirken die Figuren alle noch mal ein kleines Stück ausgereifter in der Textur, wie es eben, wie Schauspiel mit Drehbuch Hand in Hand geht, wie alles eben auch in Form gegossen ist. Es ist halt eben nicht flashy und verspielt, sondern es ist halt eben ruhiger, bedachter alles. Und ich finde, das wirkt halt eben nicht, als ob es altersmüde ist, sondern es wirkt halt eben, als ob er jetzt gerade in diesem Zeitpunkt in seinem Leben verstanden hat, was er mit diesen Figuren machen kann und was er machen möchte mit diesen Figuren, wie er eben diese emotionalen Reisen dieser Figuren auch darstellen möchte. Und ich glaube, so sehr ich auch Worst Person in the World liebe, finde ich den nochmal.
Léo
00:42:29
In seinem Charakter
Kenan
00:42:31
Nochmal ein bisschen greifbarer, nochmal ein bisschen nahbarer. Die sprechen nochmal ein bisschen mehr zu mir. Ich habe so ein Gefühl, ich erreiche genau alles, was Joachim Tremel mit diesen Figuren erzählen will, weil es ist so undurchsichtig, aber auch gleichzeitig so klar zu erkennen. Und eben nahbar, nicht nahbar, es spielt halt eben mit meinen Emotionen als Zuschauer sehr effektiv und auch bedacht, meiner Meinung nach. Und da wirkt nichts eben dem Zufall überlassen.
Léo
00:42:58
Das würde ich auch sagen, ist es wahrscheinlich der reifste Film von Joachim Trier, also der Film, wo man eigentlich denkt, den würdest du in 20 Jahren machen, wenn du eigentlich noch sagst, so Leute, ich mach noch einen und dann bringst du den und dann wird der eigentlich sehr selbstreferenziell, weil eigentlich hätte man sich ja denken können nach The Worst Person in the World, wo der doch etwas Buzz bekommen hat, hätte man jetzt gesagt, jetzt nochmal Amerika und komm, wir klatschen, vielleicht nicht Timothée Chalamet, aber halt, wir klatschen irgendwie jetzt mal so ne, was weiß ich, Wir klatschen einen Jacob Elordi mal rein und dann schauen wir, was wir daraus kriegen. Es ist ja eigentlich das Gegenbeispiel dazu. Es ist nicht eben der große amerikanische Film, sondern es ist eben das Gleichbleibende im Oslo-Style. Auch was, was er damals im Interview zu uns meinte, dass er meinte, er möchte eigentlich weiter Geschichten aus Oslo irgendwie und aus seiner Lebensrealität abbilden und solange er das kann, wird er es immer machen und das hat er ja auch hier. Ich würde auch sagen, es ist wie gesagt der reifste Film, es ist vielleicht der der
Kenan
00:44:06
Ich sag mal einfach,
Léo
00:44:07
Es soll gar nicht so negativ sein, wie es jetzt glaube ich klingt, der ein bisschen langweiligste im Sinne von dass der passiert nicht so, da passiert nicht so viel. Ich würde sagen, er ist sich in diesem Film am sichersten, dass er weiß, was er will, der ist sehr kontrolliert und das macht ihn glaube ich so gut und dennoch würde ich trotzdem sagen, ich mag einfach Worst Person in the World einfach noch einen Ticken mehr, weil er sich für mich manchmal noch ein bisschen mehr übers Ziel hinausschießt und das habe ich eigentlich immer sehr gern gemacht an Joachim Trier, dass er einfach so seine Grenzen immer noch ein bisschen weggeschoben hat und einfach mal gesagt, okay, ich weiß jetzt nicht, ob wir die Pilztrip-Szene brauchen, aber wir machen es jetzt einfach mal so ein bisschen. Und das fand ich einfach immer geil und ich glaube, das ist was, was mir gut gefällt und ich glaube, was mir zu Beginn ein bisschen noch gefehlt hat in Sentimental Value. Ich muss natürlich sagen, ich habe den jetzt nur einmal gesehen, ich glaube, bei einem zweiten Watch-Rug, die mir noch mal ein bisschen besser gefallen. Ich mochte ihn, ich mochte ja genau, Erwartung, ich mochte ihn aber wirklich sehr sehr gerne, also der wird das ist schon mal ein Vorgriff, wenn in ein paar Wochen unsere Folge kommt mit den Filmen des Jahres, also mit den Top 10 da wird der, außer es kommen jetzt noch wirklich ein paar Banger auf jeden Fall vertreten sein das kann ich ja genau, noch habe ich Wicked for Good Wicked for Good noch nicht gesehen aber ich sag's mal so der wird auf jeden Fall vertreten sein, also außer Unvorhergesehene Umstände und deswegen sage ich, der ist einfach unfassbar gut. Für mich ist er vielleicht einfach nur aus ganz persönlicher Sicht und weil ich glaube, dass Worst Person in the World mit mir mehr auf einer einfach persönlichen, intimen Ebene mehr gemacht hat, glaube ich, noch ein bisschen Ticken dahinter, dennoch reiht er sich einfach ein in die Filmografie eines Filmemachers, wo ich wirklich sagen würde, der hat bis auf einen kleinen Ausrutscher, Nichts falsch gemacht. Und das ist wirklich für mich ein unfassbar starkes Zeugnis und vielleicht das Positivste, was man einfach über diesen Mann sagen kann, dass der einfach schon sehr früh erkannt hat, okay, das ist einfach ein sauguter Stoff, daraus machen wir einen Film und ich weiß, wie es funktioniert.
Kenan
00:46:14
Und er weiß, seine Stärken zu schätzen und probiert immer mal wieder kleinere Experimente aus, aber verkauft sich halt eben da nie und lässt genau das, was er erzählen will, dann auf der Strecke liegen. Und ich glaube, das ist immer das Wichtige, was dazukommt.
Léo
00:46:28
Und das ist total wichtig,
Kenan
00:46:30
Was du auch jetzt nochmal im Vergleich zu Worst Personal World auch nochmal sagst. Und Worst Personal World kam, glaube ich, auch für uns beide so zur richtigen Zeit auch einfach raus und hat uns auch dann eben emotional sehr bewegt und auch die Kalt erwischt, die richtigen Fragen für uns gestellt. Und ja, jetzt vergehen halt drei, vier Jahre und dann kommt so ein Sentimental Value um die Ecke und hat mich dann nochmal dann sehr kalt erwischt, weil ich dann einfach nochmal rein, wie der Film geschrieben ist, was die Figuren durchmachen, die Emotionalität, hat das mich dann nochmal jetzt aus der Perspektive, wo ich mich jetzt befinde. Nochmal sehr stark dann angesprochen und ich saß gebannt gestern im Kino und konnte meine Augen auch einfach nicht vom Weg nehmen, was diese Charaktere um sich schlagen können und ich will dann nochmal einmal kurz, bevor wir dann ins Konvenz Fazit gehen, nochmal auf diese Figur noch eingehen, so nochmal grob, du hast nicht nur dieses super effektive Vater-Tochter-Vater-Töchter Bild, was gezeichnet wird, meiner Meinung nach eins der effektivsten und stärkendsten, das ich seit Jahren im Kino gesehen habe. Ich finde, die Art und Weise, wie durch simple Kleinigkeiten so viel über diese Charaktere erzählt werden kann, eben sei es dieser eine kleine Moment, wo dieser Film von Gustav Borg gezeigt wird.
Léo
00:47:48
Und da wird halt,
Kenan
00:47:50
Das Verhältnis zum Vater-Tochter erzählt. Die Fähigkeit von ihm als Regisseur, als Geschichtenerzähler. Rachel Kemp wird in diesem Film dann mit eingeführt und wie sie halt auch darin mitfühlt, was sie emotional aus diesem Film rausnimmt. Und generell, Rachel Kemp, wir haben jetzt sehr wenig über Elle Fanning geredet, finde ich auch super toll in dem Film. Ich finde es so spannend, mal so diese Figur zu bekommen, die sich darüber Gedanken macht, ob sie überhaupt als Schauspielerin für diese Rolle, in der sie reingeschrieben wird, überhaupt reinpasst. Über diese Form von, ich scheitere an den Erwartungszeitungen, die der Regisseur an mich hat, aber auch gleichzeitig, wie gehe ich mit einem Text um, der nicht für mich bestimmt ist, für den ich nicht dazu in der Lage bin, in diesen reinzutreten. Das fand ich so einen tollen Konflikt, der mich total gebannt hat und auch wie sie in dem Film rein und raus geschrieben wird, ist total herzerreißend und auch gleichzeitig auch herzerwärmend, weil immer diese emotionalen Momente immer mit einer gewissen Wärme auch begleitet werden oder auch eben wie die Charaktere dann ineinander auch miteinander auftauen. Das ist halt auch nochmal, glaube ich, das Schöne an dieser Entwicklung. Ich glaube, da kann ich nichts anderes sagen,
Léo
00:49:01
Weil du einfach sehr gut die Worte getroffen hast, die ich glaube, ich dann nicht treffen würde. Deswegen, lass uns doch zum Fazit kommen, Kenan. Wie fandst du den Sentimental Value?
Kenan
00:49:10
Fandst du ihn scheiße? Ich glaube, at this point wissen die Leute, glaube ich, wie ich diesen Film finde. Ja.
Léo
00:49:16
Ich gebe ihm Undertide Black Adam.
Kenan
00:49:19
Ja, was soll ich sagen? Ich habe mich schockverliebt in den Film. With Instance stand jetzt wahrscheinlich, ohne großes Spoilern, wahrscheinlich in meiner Top 3 des Jahres Auftrag. Joachim Trier has done it again. Wie gesagt, für mich halt wahrscheinlich sein emotional reifster Film. Ich mag, wie er die Figuren geschrieben hat. Die Figuren sind unfassbar vielschichtig, unfassbar komplex und das ist die Art von Charakter, Drama, von Kino, was ich gerne sehe und was mich auch bewegt und was mich dann zum Nachdenken tagelang anregen wird. Der Film will mich bis zum Ende des Jahres locker begleiten. Ich werde den nochmal, wahrscheinlich nochmal zwei, drei Mal im Kino mir angucken, um noch mehr mitzunehmen. Da stecken halt nochmal so viele Geheimnisse nochmal mit drin, die ich gerne entschlüsseln würde. Ja, ich will auch nicht zu weit mich aus dem Fenster hin und vielleicht sagen, ja, das ist vielleicht sein großes emotionales Meisterwerk. Während er mit Was Personal World dieses Meisterwerk geschaffen hat, was ihn nochmal so auf einer technischen Ebene nochmal interessant präsentiert in den Mainstream gebracht hat, kommt hier nochmal halt ein ganz anderer Film, aber auch der sich trotzdem noch so familiär eben zu seiner Filmografie anfühlt. Da sind so viele interessante Aspekte einfach dabei. Das hat mich dieses Jahr im Kino selten so erwischt wie in diesem Film. Ja, wenn ich eine Punktebewertung abgeben müsste von 1 bis 10 oder von 1 bis 5, was soll ich machen?
Léo
00:50:41
Mach wie immer die 1 bis 5 Skala, die klassische Letterboxd Skala. Ja, also Joachim Trier in den Top 3 meiner Jahresfilme und ich sage Another One. Und ja, der letzte True Schooler des norwegischen Films. Ja, ich muss mich natürlich nur anschließen. Ich bin gar nicht so negativer als du, auch wenn es vielleicht an einer Stelle so ein bisschen klang. Aber man muss einfach sagen, es ist ein durchchoreografiertes Stück Filmkunst einfach. Und das ist das, was man schaffen muss. Der ist durch die Bank weg stark besetzt, stark gespielt. Irgendwie alles greift ineinander rein. Und ich freue mich wirklich, den nochmal zu sehen. Bei mir gibt es auf der ganz, ganz kleinen Schwelle zwischen den 4 und den 4,5 gibt es noch eine 4. Aber eine, wo ich ganz schnell sage, hey, wenn der mir nochmal gefällt beim zweiten Watch, dann geht das sehr schnell nach oben. Ich kann nichts anderes sagen, außer schaut euch diesen Film an. Und ja, wir hören uns halt wieder in drei Wochen, wenn ich halt den wieder auf Platz 3 oder 2 meiner Filme. Ja, es muss einfach passieren,
Kenan
00:51:45
Und zwar, dass wir am 4. Dezember oder 5. Dezember, whatever, in den Tagen darauf auch gerne zusammen reingehen sollten, um es nochmal dann zusammen zu zelebrieren.
Léo
00:51:58
Betreutes Weinen sozusagen.
Kenan
00:51:59
Wenig Reden dabei, uns nur angucken und wissen, was der andere fühlt. Was Schöneres gibt es doch nicht.
Léo
00:52:05
Genau, ja, so waren wir nämlich auch ungefähr, als wir das Personal World gesehen haben. So werden wir auch sein, wenn wir Sentimental Value nochmal sehen. So werdet ihr hoffentlich auch sein, wenn ihr Sentimental Value seht. Ich habe gehört, wenn man dreimal Sentimental Value hintereinander sagt, kommt anders dann erst in Lee und bucht einen Charterflug. Also deswegen sage ich Sentimental Value, Sentimental Value, Sentimental Value geht ins Kino. Und ja, ich kann nichts anderes sagen, außer das war es von mir. Und vielen Dank,
Kenan
00:52:33
Dass ihr zugehört. Ja, absolut. Danke, Leo, dass du so spontan auch mit eingestiegen bist. Als ich den Film gestern gesehen habe, habe ich gedacht so, ich muss darüber reden und ich muss auch meine anderen Planungen nach hinten verschieben und habe gedacht, ja, warum nicht? Warum nicht jetzt schon einfach Sentimental Value eine Woche vorziehen und einfach schön, expressiv ein bisschen nochmal wieder den Genuss in den Genuss kommen, halt so über, in den Genuss kommen, einfach diesen Film abzufeiern und einfach auch mal Werbung für den Film zu machen um zu sagen, geht rein, geht rein nimmt den Bass, den der Film bekommt hat mit, it's true, all of it Girl.
Léo
00:53:10
You know it's true it's sentimental value und das war's von mir und ich würde sagen, vielen Dank fürs Hören und bis zum nächsten Folge, tschüss